Vielleicht mit der Bahn ans Meer?

Es sind Sommerferien – die Zeit des Jahres, zu der ein Urlaub am Meer wie die Faust aufs Auge passt. Sonne, Strand, Wasser (nicht sehr warm, aber ist auch nicht schlimm) klingt nach einer guten Idee für einen Urlaub. Aber wenn man nicht selbst an der Ostsee wohnt, beschäftigt einen die Frage: Wie kommt man da hin? Vielleicht mit der Bahn?

Was uns in Zahlen geschrieben steht

Werfen wir einen Blick auf die Statistiken. Die vergangene Urlaubssaison war für PKP Intercity, den beliebtesten Veranstalter von Fernreisen, rekordverdächtig. Im vergangenen Sommer nutzten 18,5 Millionen Menschen die Dienste dieses Transportunternehmens – 49 % mehr als im Jahr zuvor. Das Unternehmen brachte täglich durchschnittlich 436 Züge auf die Schiene, während 2794 Triebzüge mit 4542 Waggons verstärkt wurden. Mit dem neuen Angebot „Billiger mit den Nächsten” wurden im Juli und August 702.000 Fahrkarten verkauft, so dass fast 1,8 Millionen Fahrgäste günstiger reisen konnten. So sehen die Zahlen aus – aber welche Möglichkeiten hat ein Normalbürger, der mit dem Zug ans Meer fahren möchte? Das ist nicht immer machbar. Kein Fernverkehrszug kann Rewal erreichen. Der nächstgelegene Bahnhof ist Kolberg.

Indiana Jones und Suche nach dem Sitzplatz

An Möglichkeiten mangelt es nicht. Eine der beliebtesten Kategorien, die von PKP Intercity betrieben wird, ist TLK (Twoje Linie Kolejowe). Die Züge bestehen hauptsächlich aus einer Lokomotive und Waggons – entweder mit oder ohne Abteil. Sie sollten billiger sein als Intercity-Züge, aber das ist nicht immer der Fall. Der Preis sollte jedoch die Einbußen beim Reisekomfort ausgleichen. Die Waggons haben oft keine Klimaanlage oder Steckdosen. Wenn die Sitzplätze knapp werden, kann man ein Ticket ohne Sitzplatzgarantie kaufen. Verbindung Krakau-Kolberg? 13 Stunden, 102 PLN. Allerdings werden wir die TLK-Züge nicht mehr allzu lange genießen können, denn ihre Klasse wird zunehmend zu IC, also Intercity, aufgewertet. Hier sind bereits Fortschritte zu erkennen – die Waggons werden komfortabler, verfügen über eine Klimaanlage und viele Annehmlichkeiten, wie die Möglichkeit unterwegs eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Die Züge sind manchmal auch schneller. Es gibt Züge, in denen man keine Fahrkarte mehr ohne Sitzplatzgarantie kaufen kann, obwohl die Wagenzüge weiterhin die Mehrheit bilden. Verbindung Krakau-Kolberg? 9 Stunden/92 PLN oder 11 Stunden/81 PLN. Wenn wir die Reise jedoch komfortabler gestalten möchten und wir keine Angst vor höheren Preisen haben, können wir auf die Marke Express Intercity Premium (EIP) zurückgreifen. Hier können wir uns bereits wie Promis fühlen. Die aus Italien stammenden Pendolino-Züge gewährleisten die höchste Qualität der Dienstleistungen der Bahn. In der ersten Klasse bekommt jeder Fahrgast einen Snack, und bei Zwischenstopps ertönt klassische Musik aus den Lautsprechern. All das ist da, ist aber auch verhältnismäßig teurer. Verbindung Krakau-Kolberg? 8 Stunden/225 PLN.

Warum ist es so, wie es ist?

Wie man unschwer erkennen kann, beginnen Probleme. Reval kann mit der Bahn nicht direkt erreicht werden. Die Fahrt zwischen Krakau und Kolberg dauert zwischen 8 und 13 Stunden und in den Waggons gibt es keine Steckdosen. Wir schreiben das Jahr 2023, die Welt spricht immer lauter davon, dass wir das Auto durch öffentliche Verkehrsmittel ersetzen müssen. Werfen wir einen Blick auf die westlichen Länder und sehen, was dort manchmal gut funktioniert hat? Der berühmte französische TGV konnte selbst in Zügen, die in den frühen 1990er Jahren gebaut wurden, Geschwindigkeiten zwischen 270 und 300 Stundenkilometern erreichen. Die Pendolino-Züge, die in Polen auf Verbindungen der Kategorie EIP eingesetzt werden, erreichen maximal 250 Stundenkilometer, aber dies ist in der Regel aufgrund der Beschränkungen nicht erlaubt. Die Niederländer setzen noch Doppelstockzüge ein, die in Polen nur im Regionalverkehr nach Hel und in den Masowischen Eisenbahnenn (Koleje Mazowieckie) eine langsame Renaissance erleben. Über die zehnminütigen Halte an Bahnhöfen ohne übermäßigen Personenverkehr, das Fehlen einer einheitlichen Hauptstrecke zur Küste und den Notfallzug ließe sich lange erzählen. Lohnt es sich angesichts der blühenden Pläne für große Verkehrsknotenpunkte und die Renovierung von Bahnhofsgebäuden wie in Kolberg nicht, darüber nachzudenken, was für den Menschen am wichtigsten ist? Ein Passagier, der nach einer Tagesreise unter Schlafentzug leidet, wird zum Ärger der Investoren, das renovierte Gebäude nicht zu schätzen wissen.

 

Text: Michał Florek

Fot.: Michał Florek