Studienwahlen der Abiturienten

Die Bewerbungszeit an den Universitäten weckt jedes Jahr die Emotionen von Tausenden von Abiturienten der Lyzeen und Techniken. Die erste Phase der Bewerbung ist bereits abgeschlossen und es ist Zeit für die ersten Zusammenfassungen. Welche Studiengänge haben die Abiturienten am liebsten gewählt? Welche Faktoren haben die jungen Menschen bei ihrer Studienwahl beachtet?  

Im Schuljahr 2022/2023 haben 253.495 Abiturienten das Abitur abgelegt. Die meisten von ihnen werden ab Oktober ihr Studium an einer Universität fortsetzen. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse der ersten Phase der Bewerbung können einige bereits erleichtert aufatmen. Andere müssen auf die zweite Runde warten, die Ende September entschieden wird.

Die veröffentlichten Daten geben einen Einblick in die Präferenzen der diesjährigen Absolventen. Wie in den Vorjahren steht die Psychologie auf der Beliebtheitsskala in Polen an erster Stelle. Junge Menschen entscheiden sich gerne für diesen Studiengang, da es vielfältige berufliche Perspektiven bietet – Arbeit im Krankenhaus, in der Schule, in der Therapiepraxis oder in der Familienberatungsstelle. Auch für Jura, Medizin und Englische Philologie bewarben sich die Abiturienten. Auch dies sind etablierte klassische Studiengänge. An der Oppelner Universität wurden die meisten Bewerbungen für Medizin eingereicht. Jura, Physiotherapie und Englische Philologie waren auch sehr beliebt.

Es ist offensichtlich, dass viele Studenten weiterhin Studiengänge wählen, die stabile Beschäftigungsaussichten bieten und resistent gegen vorläufige Trends auf dem Arbeitsmarkt sind. Studiengänge wie Jura, Medizin oder Psychologie vermitteln den Studierenden Kompetenzen, die in der Gesellschaft immer notwendig sein werden. Berufsberater verweisen auf das Gefühl der Sicherheit, das sie den Absolventen vermitteln, ohne dass sie sich um die wirtschaftlichen, technologischen oder sozialen Veränderungen sorgen müssen, die den Arbeitsmarkt vieler anderer Branchen beeinflussen. “Die Grundlage für mich ist ein Einkommen, von dem ich gut leben kann”, sagt Joanna, die jetzt Jura an der Jagiellonen-Universität studiert. “Ich mag Fotografie, aber ein Kunststudium ist keine gute Investition für die Zukunft, vielleicht eines Tages.”

Es gibt aber auch einen Hauch von Veränderungen. Immer mehr Kandidaten fürs Studium orientieren sich an ihren Veranlagungen und Interessen.“Ich habe mich für die Diätetik an der Oppelner Universität entschieden, weil ich mich sehr dafür interessiere und außerdem sehr gerne koche”, sagt Patrycja, die diesjährige Absolventin des I Lyzeum in Oppeln. “Ich hatte bereits die Gelegenheit, an einigen Kursen teilzunehmen, und das hat mich einfach überzeugt, dort zu studieren”, fügt die Studentin hinzu. “Ich wurde an der Universität in Białystok zum Studium der Internationalen Beziehungen angenommen”, sagt Weronika, eine weitere diesjährige Abiturientin. “ Dieses Studium entspricht meinen Interessen, und nach dem Abschluss möchte ich einen diplomatisch-konsularen Kurs belegen”. Wie die von der Warschauer Akademie WSB in Auftrag gegebene Umfrage zeigt, machen sich die angehenden Studenten immer weniger Gedanken darüber, ob das von ihnen gewählte Studium ihnen zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn einen gut bezahlten Arbeitsplatz bieten wird. Für mehr als die Hälfte der Befragten steht bei der Studienwahl die Entwicklung ihrer Leidenschaften im Vordergrund.

Das ist definitiv eine gute Veränderung. Judyta Zeszczuk, Berufsberaterin beim Karrierebüro an der Universität Ermland-Masuren, merkt an, dass das Studium nicht zur Belastung wird, wenn wir unsere Fähigkeiten und Interessen berücksichtigen, und dass dann die künftige Arbeit zu einer Leidenschaft werden und uns Befriedigung verschaffen kann. Eine Entscheidung, die ausschließlich auf Trends und Verdienstaussichten beruht, kann sich im Laufe der Zeit als lebenslanger Fehler erweisen und zu einem schnellen beruflichen Burnout führen.