Vielen Polen ist nicht bewusst, wie viele Weihnachtstraditionen von unseren Nachbarn – den Deutschen – stammen. Es ist nicht nur die Heimat der Weihnachtsmärkte, sondern auch die Heimat anderer Traditionen und Bräuche, die in Polen so beliebt sind und in der polnischen Kultur verwurzelt sind, dass wir gar nicht bemerken, dass sie tatsächlich aus einem anderen Land stammen.
Das Schmücken von Weihnachtsbäumen
Der beliebteste Weihnachtsbrauch, der aus Deutschland nach Polen kam, ist der Brauch, zu Weihnachten einen Weihnachtsbaum zu schmücken. Diese Tradition reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Eine interessante Tatsache ist, dass Martin Luther ein großer Befürworter des Schmückens von Weihnachtsbäumen in Deutschland war. Zunächst gelangte dieser Brauch von Deutschland nach Frankreich, dann gelangte er dank der britischen Königin Victoria in andere europäische Länder und nach Amerika. In Polen begann man an der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts, Weihnachtsbäume zu schmücken. Allerdings betrachtete die katholische Kirche diese Tradition zunächst als heidnisch. Erst mit der Zeit wurde dieser Brauch von ihr akzeptiert. Es sei jedoch daran erinnert, dass das Schmücken des Baumes nicht immer so aussah wie heute. Anfangs waren es nur Kiefern- oder Fichtenzweige, die von der Decke hingen. Diese Tradition gelangte jedoch in der Form, wie wir sie heute kennen, nach Polen.
Der Adventskalender
Ein weiteres wichtiges Symbol für den Advent und das bevorstehende Weihnachtsfest ist der Adventskalender, der im 19. Jahrhundert in Deutschland erschien. Die Idee zu seiner Gründung kam von deutschen Lutheranern. Der Kalender sollte dazu beitragen, den Advent zu feiern und die Wartezeit auf die Feiertage zu verkürzen. Um das Warten auf Weihnachten zu verschönern, hängten die Menschen Bilder von Jesus in ihre Fenster, zündeten Kerzen an oder zeichneten Kreidelinien, um die folgenden Adventstage zu markieren. Die ersten Adventskalender waren nicht mit denen vergleichbar, die heute beliebt sind. Die erste davon wurde 1839 durch den Pfarrer Pater Johann Hinrich Wichern gegründet, der in Hamburg ein Waisenhaus betreute. Der Pfarrer wollte seinen Schützlingen das Weihnachtserwarten angenehmer machen und begann, Kerzen auf einem Holzrad zu platzieren. Jeden Abend im Advent zündeten der Pfarrer und seine Schüler eine Kerze an und verbrachten gemeinsam Zeit mit Gebet und Gesang. Die erste gedruckte Version des Adventskalenders entstand 1902 in Hamburg, später erschienen Kalender auch in anderen deutschen Städten, darunter in München, bis sie andere Länder in Europa erreichten.
Der Weihnachtsmarkt
Traditionelle Weihnachtsmärkte werden mittlerweile in fast allen europäischen Ländern und darüber hinaus organisiert. Erwähnenswert ist, dass die Tradition der Weihnachtsmärkte aus Deutschland stammt und bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Die erste Erwähnung eines Weihnachtsmarktes geht auf das Jahr 1384 zurück, als der Bautzener Wenzelsmarkt stattfinden sollte, der beliebteste Weihnachtsmarkt der Welt, der Dresdner Striezelmarkt wird zum ersten Mal 1434 urkundlich genannt. Die ersten Informationen über den Wiener Weihnachtsmarkt stammen jedoch aus dem Jahr 1382!
Spätmittelalterliche Weihnachtsmärkte unterschieden sich von denen, die wir heute kennen. Früher boten sie den Bewohnern die Möglichkeit, sich mit Fleisch und anderen Lebensmitteln zu versorgen, um den harten Winter zu überstehen. Im 14. Jahrhundert entstand der Brauch, dass Handwerker Körbe, Spielzeug, Süßigkeiten und andere Schmuckstücke verkauften, die man zu Weihnachten an seine Lieben verschenken konnte.
Heutzutage bieten Weihnachtsmärkte neben Hunderten von Ständen mit einer Vielzahl von Produkten, von Süßwaren über einzigartige Weihnachtsdekorationen bis hin zu lokalem Kunsthandwerk, auch Attraktionen wie Karussells und ein Riesenrad. Auf dem Weihnachtsmarkt sollten Sie unbedingt auch Glühwein, geröstete Kastanien und traditionelle Lebkuchen probieren.
***
Dank der deutschen Einflüsse haben die Weihnachtstraditionen einen einzigartigen, reichen Charakter gewonnen, den wir bis heute pflegen. Bräuche wie das Schmücken des Weihnachtsbaums, das Zählen der Adventstage mit Hilfe des Adventskalenders oder die Weihnachtsmärkte sind ein untrennbarer Bestandteil der weihnachtlichen Atmosphäre. Gerade diese Traditionen, voller Wärme und Freude, erinnern uns an die Bedeutung des gemeinsamen Feierns und an die kulturellen Verbindungen zwischen den Völkern Europas. Die Übernahme dieser Bräuche hat die Kultur der europäischen Länder und darüber hinaus bereichert und die Weihnachtszeit noch magischer und besinnlicher gemacht. Es ist wichtig zu bedenken, dass dank dieser Einflüsse Weihnachten zu einer besonderen Zeit geworden ist, in der die Traditionen verschiedener Nationen sich überschneiden und eine unvergleichliche Atmosphäre von Freude und Einheit schaffen.
Text: Karolina Łatacz
Die Veröffentlichung gibt nur die Meinung der Autoren wieder und kann nicht mit dem offiziellen Standpunkt des Ministers für Inneres und Verwaltung gleichgesetzt werden.