Hast Du Dir jemals Gedanken darüber gemacht, wie wir die Realität wahrnehmen würden, wenn uns nur Bilder aus den sozialen Medien zur Verfügung gestellt würden?
Der durchschnittliche Teenager in Deutschland (im Alter von 12-19 Jahren) verbringt durchschnittlich 2,5 Stunden täglich mit dem Scrollen von Inhalten in sozialen Medien. Heutzutage ist das Internet ein Ort der Selbstverwirklichung, des Lernens, des Aufbaus von Beziehungen und es spielt eine wichtige Rolle bei unserer Realitätswahrnehmung. Veröffentlichte Inhalte beeinflussen die Entwicklung von Trends in der Gesellschaft und sie tragen zur Schaffung neuer Standards bei. Dies wirft die Frage auf, wie wir zwischenmenschliche Beziehungen, aufgrund der in der virtuellen Realität dargestellten Bilder, wahrnehmen.
Die virtuelle Realität präsentiert oft idealisierte Bilder und Situationen, die zu unrealistischen Erwartungen von zwischenmenschlichen Beziehungen führen können. Wenn man glückliche und „perfekte” Paare im Internet sieht, kann man sich unter Druck setzen. Dabei einsteht ein Gefühl eine „perfekte” Beziehung im eigenen Leben führen wollen. Beim Schauen von vielen Musikvideos erkennt man eine übermäßige Darstellung des menschlichen Körpers, geschlechtsfeindliche Darstellung und eine nahezu allgegenwärtige Sexualität. Bei älteren Nutzern stellen solche Bilder möglicherweise kein großes Problem dar, da sie in der Lage sind, die betrachteten Inhalte entsprechend zu bewerten. Das Problem liegt jedoch im Umgang von Jugendlichen, die sich in der Phase der Selbstfindung und der Entwicklung ihres eigenen Körpers befinden.
Die Objektivierung des Geschlechts und Sexualität, die oft in den Medien beobachtet wird, vermittelt ungesunde Standards und trägt zur Verfestigung von Stereotypen über zwischenmenschliche Beziehungen bei. In diesem Alter spielt das Umfeld eine wichtige Rolle bei der Entwicklung junger Menschen und damit auch bei der Entwicklung von Normen und Verhaltensweisen in der Gesellschaft. Beim Betrachten idealisierter Bilder von Influencer oder gestylten Models, fühlen sich junge Menschen oft unter Druck gesetzt und sie konzentrieren sich darauf, das beobachtete Verhalten und den Kleidungsstil nachzuahmen. In dieser Zeit kommt es häufig zu Selbstvergleichen und Selbstbewertungen aufgrund von in den Medien gesehenen Bildern, während die Entdeckung des eigenen Körpers und der individuellen Entwicklung in den Hintergrund gedrängt werden.
Meiner Meinung nach sollte das Thema der in den Medien dargestellten Beziehungen, in einer allgemeinen Diskussion in unserer Gesellschaft behandelt werden. Junge Menschen sollten ermutigt werden, kritisch zu denken, die vermittelten Botschaften zu analysieren und die Informationen zu filtern. Die Verantwortung liegt auch bei den Content-Produzenten. Es ist wichtig, dass man das Alter der Zielgruppe berücksichtigt und eigene Rolle als Creator von neuer Verhaltensweisen und Trends in der Gesellschaft zu verstehen. Die Vermittlung von Vielfalt, von gesunden menschlichen Beziehungen und Individualismus kann dazu beitragen, dass junge Menschen eine positive Wahrnehmung der Realität entwickeln.
Joanna Ratuszna