Schlesisch-deutsches Echo im Herzen von Pajęczno: Kirche Mariä Himmelfahrt und St. Leonhard

Obwohl Pajęczno heute in der Woiwodschaft Łódź liegt, reichen seine mittelalterlichen Ursprünge auf starke schlesische und deutsche Einflüsse zurück. Im 13. und 14. Jahrhundert entwickelte sich der Städtebau in dieser Region häufig nach Magdeburger Recht, das aus Schlesien und Deutschland in die zentralpolnischen Gebiete gelangte. Dieses Stadtrecht regelte Selbstverwaltung, Gerichtsbarkeit und Wirtschaft und beschleunigte damit die Entwicklung von Handel, Handwerk und sozialer Struktur in Pajęczno.

Die Kirche – ein Zeuge der Geschichte

Eines der ältesten und wertvollsten Denkmäler in Pajęczno ist die barocke Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und St. Leonhard. Ihre Geschichte reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück, als das Gotteshaus erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das heutige Gebäude entstand zwischen 1748 und 1753 im Barockstil. Der Hauptaltar beherbergt das wundertätige Gnadenbild der Muttergottes von Pajęczno – seit Jahrhunderten ein Ziel zahlreicher Pilger.

Die Schatten der deutschen Besatzung

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche von den deutschen Besatzern geschlossen. In ihren Mauern richtete man eine Schreinerei und sogar ein provisorisches Gefängnis ein. Es bestand die Gefahr, dass das wundertätige Gnadenbild zerstört oder geraubt werden könnte. Dank des Mutes der Gemeindemitglieder – darunter Antoni Durys und Wacław Popiel – konnte das Bild jedoch gerettet werden. In der Nacht des 24. Juli 1942 trugen sie es aus der Kirche und versteckten es auf dem Friedhof. So konnte es nach dem Krieg in die Kirche zurückkehren, wo es bis heute verehrt wird.

Das schlesisch-deutsche Erbe

Obwohl Pajęczno nicht in Schlesien liegt, sind die Spuren des schlesisch-deutschen Einflusses hier deutlich sichtbar – sowohl in der Gründungsgeschichte der Stadt als auch in der räumlichen Struktur und Organisation des städtischen Lebens. Das Magdeburger Recht, das in schlesischen Städten galt, war auch hier von entscheidender Bedeutung. Ebenso lehnt sich die Architektur der Barockkirche an den Stil zeitgenössischer deutscher und schlesischer Kirchen an.

Wiederaufbau und Kontinuität der Tradition

Nach dem Krieg kehrte die Kirche zu ihrer ursprünglichen Funktion zurück. Im Jahr 2005 wurde das Gnadenbild der Muttergottes von Pajęczno feierlich mit päpstlichen Kronen gekrönt. In den letzten Jahren erfuhr die Kirche eine umfassende Renovierung – 2023 erhielt sie eine Förderung von einer halben Million Złoty aus dem staatlichen Denkmalschutzprogramm. Dies zeigt, dass das geistige und kulturelle Erbe weiterhin lebendig ist und gepflegt wird.

Die Kirche in Pajęczno ist nicht nur ein wichtiger Ort für die örtliche Gemeinde, sondern auch ein Symbol für die tiefen historischen Verbindungen der Region mit ihrem schlesischen und deutschen Erbe. Die Geschichte dieses Ortes zeigt durch Recht, Architektur und Spiritualität, wie stark und dauerhaft interkulturelle Verbindungen sein können – selbst an Orten, die auf den ersten Blick nicht an der „Schnittstelle“ dieser Welten liegen.

 

Text: Aleksandra Zięba