Vor drei Jahren, im April 2022, legte ich meine Lederjacke auf das Gras, direkt neben den „Hügel des Todes“ im Oppelner Stadtteil der Polnischen Heimatarmee. Ich – ein vierzehnjähriger Junge ohne Freunde, in einer schwierigen Lebensphase, am Ende meiner Grundschulzeit – geriet in eine Situation, die ich mir bis dahin nicht hätte vorstellen können: ein offenes Treffen einer politischen Partei. Drei Jahre später bereue ich nicht, dass ich nach dem ersten Treffen des ELOm-Programms nicht nach Ratibor zurückgefahren, sondern in Oppeln geblieben bin. Genau damals begann mein Abenteuer mit Aktivismus und gesellschaftlichem Engagement.
DIE KRAFT DER BEGEGNUNGEN
Anfänge sind nie einfach. Ich war tief beeindruckt, als ich Aktivisten und Politiker bei verschiedenen offenen Treffen zuhörte. Es war für mich kaum vorstellbar, dass man riesige Märsche und Proteste organisieren oder mit scheinbar einfachen Entscheidungen sein Umfeld beeinflussen kann. Aufgewachsen mit einem starken Gegensatz zwischen „unten“ – den einfachen Bürgern – und „oben“ – den Machthabern –, erkannte ich plötzlich die Möglichkeit, diese beiden Welten zu verbinden. Neben diesen Erkenntnissen gewann ich aus diesen Begegnungen eine Kraft, die man sich nicht kaufen kann: meine Schüchternheit zu überwinden, meine Argumente klar zu formulieren, Menschen aufmerksam zuzuhören – nicht nur, was sie sagen, sondern auch, worüber sie sprechen – und viele Ideen für Aktivitäten in meiner kleinen Heimat zu sammeln. Wenn ich also sagen müsste, was das Wichtigste ist, wenn man mit gesellschaftlichem Engagement beginnt, dann sind es die Begegnungen.
LANGSAM, ABER ZIELSTREBIG
Ein Ziel zu erreichen, erfordert Opfer. Diese Maxime gilt in vielen Bereichen – und das gesellschaftliche Engagement ist keine Ausnahme. Egal, ob man Anträge an Behörden schreibt, Veranstaltungen organisiert oder einfach nur als Aktivist einer Bewegung tätig ist – das Streben nach einem Ziel gleicht einem Hürdenlauf. Diese Hürden sind nicht immer persönliche Konflikte, obwohl man davon auch manchmal hört. Manchmal sind es auch ganz pragmatische Dinge – wie die Begrenzung der Tagesstunden oder das Warten auf eine Antwort per E-Mail. Man muss lernen, an verschiedene Türen zu klopfen, sich von Absagen nicht entmutigen zu lassen und mit Hoffnung in die Zukunft zu blicken. Wenn es mit einer Gruppe nicht klappt, dann vielleicht mit einer anderen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Der erreichte Erfolg entschädigt für alle Mühen und Strapazen.
AUF VIELEN KLAVIEREN SPIELEN
Gesellschaftlich engagierte Menschen sind oft Multi-Instrumentalisten in ihrem Fach. Neben meinem politischen und aktivistischen Engagement bin ich Mitglied des Jugendstadtrates, Vorsitzender des BJDM-Kreises in Ratibor und gehöre verschiedenen regionalen Vereinen an. Aus reinem Hobby betreibe ich zudem Social-Media-Accounts über den öffentlichen Nahverkehr, hauptsächlich die Eisenbahn. Wenn ich mich in einem Bereich ausgebrannt fühle, kann ich mich einem anderen zuwenden und mich damit beschäftigen, bis ich die Kraft spüre, zum ursprünglichen Feld zurückzukehren. Ich liebe es, in Bewegung zu sein – und dieser Lebensstil macht es möglich. Früher konnte ich ganze Tage vor dem Computer mit einer Tüte Chips verbringen, was sich nicht gerade positiv auf meine Gesundheit auswirkte. In diesem Zusammenhang kann ich mit Überzeugung sagen: Mein gesellschaftliches Engagement hat mich gerettet. Das metaphorische „Spielen auf vielen Klavieren“ ist nicht nur äußerst befriedigend in seinen Ergebnissen, sondern auch eine vielseitige Bereicherung für die Persönlichkeit und das Wissen eines Menschen.
ZUM ABSCHLUSS…
Wenn du etwas in deiner kleinen Heimat verändern möchtest, dich gesellschaftlich engagieren willst, Aktivist werden oder einfach nur einem Verein beitreten möchtest – aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Es lohnt sich. Selbst wenn du nicht lange in diesem Bereich bleibst, hilft dir das Engagement, dich selbst weiterzuentwickeln, wertvolle Kontakte zu knüpfen und dein Leben ein wenig bunter zu machen. Es lohnt sich, seiner Heimat zu dienen – auch mit kleinen Dingen. Diese Erfahrung kann dein Leben um 180 Grad drehen – so wie meins.
Text: Michał Florek