Ein deutsch-polnischer Schüleraustausch

Ein Schüleraustausch ist weit mehr als nur eine Klassenfahrt. Es ist eine besondere Gelegenheit, junge Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenzubringen, Horizonte zu erweitern und neue Perspektiven zu gewinnen. Für mich war dieser Austausch eine der prägendsten Erfahrungen meines Lebens – ein Erlebnis, das bestimmt lange in meinem Gedächtnis bleiben wird, deswegen möchte ich davon ein bisschen erzählen.

Zwischen dem 25. September und dem 2. Oktober fand in meiner Schule ein deutsch-polnischer Austausch statt. Das Ziel war es, die Kultur unseres Nachbarlandes hautnah zu erleben und gleichzeitig die eigenen Sprachkenntnisse zu verbessern. Insgesamt nahmen 36 Schülerinnen und Schüler daran teil. Unsere Deutschlehrerin spielte bei der Organisation eine Schlüsselrolle: Ohne ihr großes Engagement hätte dieses Projekt niemals stattgefunden. Schon Monate vor Beginn erhielten wir Formulare mit Fotos und grundlegenden Informationen über unsere Austauschpartner. Diese erste Kontaktaufnahme – meist über Online-Chats – half uns, vorab eine Verbindung aufzubauen und erleichterte die späteren Begegnungen.

Der Austausch begann mit dem Besuch der deutschen Schülerinnen und Schüler in Bielitz-Biala, Polen. Einen Monat später reisten wir nach Braunschweig in Deutschland. Jede Zugfahrt dauerte etwa acht Stunden. In beiden Ländern wurden wir herzlich empfangen: von unseren Gastfamilien, bei denen wir während des Austauschs wohnten, und von unseren Schulen. Während der Woche lebten wir in ihren Häusern, was uns einen Einblick in das deutsche Alltagsleben ermöglichte.

Während unseres Aufenthalts in Deutschland, nahmen wir jeden Tag am Unterricht im Gymnasium teil. Jeder von uns hatte unterschiedliche Fächer – alles hing davon ab, was im Stundenplan unseres Partners stand. Wir konnten genau zuschauen, wie der Unterricht ablief. Es war faszinierend, die Unterschiede zwischen den Bildungssystemen zu entdecken. Besonders überraschend war für mich, dass die Deutschen kaum Hefte benutzen, sondern hauptsächlich auf ihren Tablets arbeiten. Auch der Fokus im Unterricht war anders: Deutsche Schüler:innen sind sehr aktiv und beteiligen sich rege, während in Polen die schriftlichen Leistungen im Vordergrund stehen.

In Polen lag der Schwerpunkt des Programms hingegen auf Ausflügen. Dank der Förderung, die wir vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk erhalten haben, konnten wir viele Attraktionen organisieren. Wir hatten alle die Gelegenheit, historische Sehenswürdigkeiten, lokale Museen und Architektur zu bewundern. Unsere deutschen Gäste lernten Krakau kennen, erkundeten die Salz Mine Wieliczka und besuchten Auschwitz – eine Erfahrung, die viele von ihnen nachdenklich stimmte. Ein Highlight war auch ein Ausflug in die Beskiden, bei dem die Fahrt mit der Seilbahn besonders beeindruckte. Die Nachmittage verbrachten wir oft mit Freizeitaktivitäten wie Bowling oder gemeinsamen Restaurantbesuchen.

Auch in Deutschland erlebten wir ein vielfältiges Programm. Nach dem Unterrichtunternahmen wir Ausflüge, zum Beispiel nach Hannover und Wolfsburg. Besonders beeindruckend war die ,,Autostadt“ in Wolfsburg. Ein weiterer Höhepunkt war ein Tanzkurs, bei dem wir typische deutsche Tänze lernten und gemeinsam viel Spaß hatten. Die Wochenenden verbrachten wir in beiden Ländern im Kreis der Gastfamilien, mit denen wir verschiedene Aktivitäten unternahmen. Der Austausch hatte auch einen kulinarischen Aspekt – in Polen probierten unsere Gäste Pierogi, während wir in Deutschland Maultaschenmit Kartoffelsalat genießen durften – ein Gericht, das mir besonders gut geschmeckt hat.

Austauschprogramme wie dieser werden gewöhnlich in Oberschulen veranstaltet und sind eine großartige Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler, andere Kulturen kennenzulernen und persönliche Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Für mich war dieser Austausch eine wertvolle Erfahrung: Ich konnte mein Deutsch verbessern, meinen Wortschatz erweitern und neue Freundschaften schließen – meine Austauschpartnerin und ich stehen auch heute noch in Kontakt. Solche Projekte eröffnen neue Perspektiven und lassen uns fremde Kulturen intensiver erleben – eine Erfahrung, die ich jedem nur empfehlen kann.

 

Larysa Górna