Der 31. Oktober – ein Tag der Weltweit mit Halloween in Verbindung gebracht wird, hat im Norden Deutschlands eine ganz andere Bedeutung. An diesem Tag findet nämlich der Reformationstag statt, der an die Einführung der Reformation durch Martin Luther erinnert. War es tatsächlich Luther, der die Reformation eingeleitet hat? Wie und wo genau wird dieser Tag gefeiert? Es ist an der Zeit auf diese und weitere Fragen eine Antwort zu geben!
Die Reformation – ein Prozess, keine Revolution
Bereits vor Martin Luther gab es Menschen die gegenüber bestimmter Lehren und Handlungsweisen der katholischen Kirche kritisch waren. Rund 150 Jahre bevor Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche geschlagen haben soll, setzte sich der englische Theologe John Wyclif kritisch mit dem Papsttum auseinander und übersetzte die Bibel aus dem Lateinischen ins Mittelenglische. Nach seinem Tod übten seine Gedanken einen Einfluss auf andere Geistige aus. Unter anderem war es der Böhme Jan Hus, der sich viele Gedanken Wyclifs aufgriff. Seine Mitstreiter fassten sie später in den vier Prager Artikeln zusammen. In ihnen ging es um die Freiheit der Predigt, die Kommunion in beiderlei Gestalt für die Gläubigen (Brot und Wein) und die Forderung, dass die Kirche keine weltliche Macht ausüben und nicht nach Besitz streben dürfe. Genau diese Kritikpunkte machte sich später auch Luther zu eigen, der immer wieder auf die Parallele zu Jan Hus hinwies.
Als sich Hus auf den Weg zum Konzil nach Konstanz machte, um in einem akademischen Disput seine Auffassungen zu verteidigen, ließen ihn seine Gegner in Haft nehmen und schließlich auf dem Scheiterhaufen als Ketzer verbrennen. Zusammen mit Hus wurden die Schriften Wyclifs auf dem Konstanzer Konzil 1415 verurteilt. Infolge des Konzils wurde auch der Leichnam Wyclifs, der bereits seit 30 Jahren Tod war, exhumiert und verbrannt. Die Asche wurde in einem Fluss verstreut.
Thesen die die Welt verändert haben
Der Mönch und Theologe Martin Luther hat am 31. Oktober 1517 in Wittenberg 95 Thesen veröffentlicht, um die katholische Kirche zu reformieren. Unter anderem ging es um den Ablasshandel, der es Christen ermöglichte, sich von Sünden freizukaufen – Luther lehnte diese Praxis scharf ab. Er hatte keine Absicht die Kirche zu spalten, sondern zu reformieren, aber der spätere Konflikt um seine Thesen führte jedoch zur Gründung der protestantischen Kirche. Als ein großer Verdienst Luthers für die Christen, gilt die Übersetzung der Bibel ins Deutsche, damit möglichst viele Gläubige sie lesen konnten. Dies bildete auch einen Meilenstein für die Herausbildung der deutschen Standartsprache.
Wie erwähnt worden ist, war Luther nicht die erste Figur die sich kritisch gegenüber der katholischen Kirche äußerte und Neuerungen vorschlug, doch im Gegensatz zu Wyclif und Hus gelang es ihm seine Ideen auf ganz Europa auszubreiten und somit zur Symbolfigur der Reformation zu werden. Entscheidend dabei war jedoch das erfinden des Drucks durch Johannes Gutenberg, da durch ihn mehr Schriften veröffentlicht werden konnten und sich somit auch Informationen schneller ausbreiteten.
Reformationstag – Norddeutschland feiert
Der Reformationstag ist seit 1667 ein offizieller Gedenktag. In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aber auch in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gehört er zu den gesetzlichen Feiertagen. Außerhalb Deutschlands wird er zudem in Slowenien und Chile gefeiert. In der Schweiz begehen die reformierten Kirchen am ersten Sonntag nach dem 31. Oktober den Reformationssonntag.
In Wittenberg gibt es traditionell ein Reformationsfest mit verschiedenen Veranstaltungen, einen Festgottesdienst und ein Festkonzert in der Stadtkirche. Zu den Höhepunkten an diesem Tag gehören verschiede Führungen, sowie das historische Marktspektakel auf Plätzen und Höfen der Wittenberger Altstadt. Auch die Reformationsbrötchen sind in vielen Regionen beliebt. Das sind viereckige Hefeteigtaschen mit einem Klecks Marmelade in der Mitte. Die Marmelade symbolisiert die Lutherrose, mit der der Reformator seine Schriften versah. Im Dresdner Umland und im Vogtland ist auch das Reformationsbrot, eine Art Stolle mit Aprikosenkonfitüre und Fondant, bekannt.
Besser gemeinsam als getrennt
Die Welt der Christen ist sehr divers. Egal wie man den Glauben auszuleben wagt, und egal welche Glaubensauslegung man als richtig ansieht, Eines ist sicher: der Erlöser will, dass seine Schüler geeinigt sind und sich den Herausforderungen der Zeit gemeinsam stellen. In diesem ökumenischen Geist wünsche auch ich als Katholik, allen Protestanten einen friedlichen Reformationstag!
Text: Marcin Langner
Die Veröffentlichung gibt nur die Meinung der Autoren wieder und kann nicht mit dem offiziellen Standpunkt des Ministers für Inneres und Verwaltung gleichgesetzt werden