Der Fliegende Schlesier – die deutsche Luxtorpede, nur besser?

In Polen wird in Eisenbahnkreisen immer wieder an ein konkurrenzloses Nachfolgemodell für einen Schnellzug erinnert – die Züge der Luxtorpeda-Klasse aus den 1930er Jahren, d. h. Hochgeschwindigkeitsdieselwagen, die Verbindungen mit einer großen Anzahl von Fahrgästen bedienten. Dazu gehörte unter anderem die Strecke von Krakau nach Zakopane, die vor 90 Jahren mit diesen Waggons in 2 Stunden und 18 Minuten zurückgelegt wurde – heute kann diese Strecke in 1 Stunde und 55 Minuten bewältigt werden.

In den Tagen der Dampflokomotiven und der drei verschiedenen Spurweiten in Polen, einem Überbleibsel der drei Teilungen, machte der Luxtorpeda großen Eindruck auf die Fahrgäste. Polen war jedoch kein Pionier in dieser Kategorie – solche Züge verkehrten in den 1930er Jahren in ganz Europa – in Deutschland waren drei davon am bekanntesten: Fliegender Hamburger (Strecke Berlin-Hamburg), Fliegender Kölner (Strecke Berlin-Köln) und Fliegender Schlesier (Strecke Berlin-Bytom).

Die erste Fahrt des Fliegenden Schlesiers auf dieser Strecke fand am 15. Mai 1936 statt: Die Fahrt von Berlin Schlesischer Bahnhof (dem heutigen Ostbahnhof) nach Gliwice dauerte vier Stunden, die Fahrt von Gliwice nach Bytom weitere 17 Minuten. In der Gegenrichtung dauerte die Fahrt von Bytom nach Berlin tagsüber 4 Stunden und 24 Minuten. Kein Personenzug hat es jemals geschafft, die Strecke von Oberschlesien nach Berlin in weniger als 4 Stunden und 17 Minuten zurückzulegen.

Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Zuges betrug laut Fahrplan von 1939 etwa 100 Kilometer pro Stunde. Wir können etwas mehr über den Zug selbst erzählen – er bestand aus SVT137-Wagen der Linke-Hoffman-Werke in Breslau (später PaFaWag, heute Bombardier-Werke), d.h. dreiteiligen Triebwagen der Leipziger Serie mit 132 Sitzplätzen (fast dreimal so viele wie im polnischen Luxtorpedo), ausgestattet mit einer Toilette und einem Mini-Buffet. Die Reise nach Berlin war bequem, recht schnell (für die 1930er Jahre) und komfortabel.

Leider währte die Idylle des „Fliegenden Schlesiers” nur drei Jahre – am 22. August 1939 fuhr der Zug zum letzten Mal. Es ist schwer, eine tägliche Verbindung zwischen Oberschlesien und Berlin zu finden, geschweige denn eine, die die Strecke in einer schnelleren Zeit zurücklegt als der Fliegende Schlesier. Es bleibt uns, in Erinnerungen an diesen Zug zu schwelgen und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken – vielleicht findet sich ja ein würdiger Nachfolger.

 

Michał Florek

Foto: https://dziennikzachodni.pl/pociagwidmo-na-slasku-latajacy-slazak-pedzil-z-szybkoscia-swiatla-kraza-wokol-niego-tajemnicze-legendy/ga/c4-17543637/zd/67436001