Heute konnten wir uns für einen Moment in einen kleinen Kosmos begeben, der den Namen „Schlesenburg” trägt. Schlesenburg ist ein Debütroman von Paul Bokowski, der am 29.03 die Geisteswissenschaftliche Fakultät in Sosnowiec besucht hat, um uns den Inhalt seines Buches etwas näher zu bringen. Paul Bokowski wurde 1982 in Mainz am Rhein geboren. Seine Eltern waren Wirtschaftsflüchtlinge, wie er sagte. Bokowskis Eltern verließen Polen Ende 1981. Zur Auswanderung entschieden sie sich aus Sehnsucht nach einem besseren Wirtschaftsleben. Obwohl sie sich äußerlich nicht von den Anwohnern unterschieden, aufgrund ihrer Herkunft erlebten sie Rassismus und Ausgrenzung und Paul selbst sei schon früh als Outsider behandelt worden.„Schlesenburg“ handelt von den Geflüchteten und den hier Geborenen, von der Sehnsucht nach Heimat und einer neuen Heimat. Neuer Realität, die besser sein sollte als die zuvor. Ein ebenso herzlicher wie bittersüßer Roman über das Träumen, über Anpassung und Wohlstand. Meiner Meinung nach war der interessanteste Diskussionsfaden der Aspekt der Sprache im Leben des Autors. Obwohl seine Eltern aus Ober- und Niederschlesien stammen, war hier von schlesischer Identität und der Pflege dieser Sprache keine Rede. Die polnische Sprache hingegen ruft bei ihm, wie bei den meisten Menschen seines Alters mit ähnlichen Schicksalen und Erfahrungen, nur negative Gefühle hervor. Es erinnert ihn an den Streit seiner Eltern oder das Weinen seiner Mutter. Professor Feliszewski fragte auch über die zweisprachige Erziehung von Kindern. Der Autor hat dies auf interessante Weise aufgegriffen. Er sagte, als er älter wurde, bedauerte er, dass seine Eltern ihm nicht beibrachten, Polnisch zu sprechen. Er sagte, dass viele seiner Altersgenossen Angst haben, dass die Sprachbarriere besonders problematisch sein könnte, wenn beispielsweise ihre Eltern an Demenz oder ähnliche Krankheiten leiden.
Ich denke, nach dem Treffen fragen sich viele von uns – was ist eigentlich mein kleiner Kosmos, habe ich auch so eins? Und manche fragen sich sogar, wo man eigentlich hingehört, wenn man nicht weiß, woher man kommt?
Text: Julia Kaiser